Dienstag, 19 März 2024
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Von der Bundeswehr zur Stadtkapelle Achern

Norbert Hann bringt als neuer Dirigent Ideen mit

Achern. Norbert Hann wurde kürzlich zum Leiter der Acherner Stadtkapelle ernannt. Am vergangenen Freitag besuchte er das Probelokal im Maison de France, um sich ein Bild über das vorhandene Notenmaterial zu machen. Der erfahrene Orchesterdirigent und Musiker aus Leidenschaft wurde vor 50 Jahren in Temeschburg geboren. Hier wurde Hann die Liebe zur Musik bereits in die Wiege gelegt. „Meine Mutter spielte Akkordeon. Mit 15 zählte sie zum Ensemble einer Tanzkapelle, die sie später rund 30 Jahre leitete. An zwei Tagen in der Woche wurde bei uns zu Hause geprobt“, erinnert sich Hann. Bereits als Schüler trat er in Mutters Fußstapfen. Hann lernte Posaune und freute sich, erstmals als Zwölfjähriger bei den Auftritten der Tanzkapelle aktiv dabei zu sein. 1983 kam die Familie als Spätaussiedler nach Deutschland.
 
Taktgeber: Die ganz in schwarz gehaltene Konzertbekleidung muss für Alfred Hann erst noch erworben werden. Für das Foto schlüpfte der neue Dirigent der Acherner Stadtkapelle in eine der vor Jahren ausgemusterten Paradejacken des Vereins. Foto: edan
Taktgeber: Die ganz in schwarz gehaltene Konzertbekleidung muss für Alfred Hann erst noch erworben werden. Für das Foto schlüpfte der neue Dirigent der Acherner Stadtkapelle in eine der vor Jahren ausgemusterten Paradejacken des Vereins. Foto: edan
 
 
Schon bald hatte Hann nebenher das Dirigat bei einem kleinen Mittelstufenmusikverein übernommen. „Damals hatte ich vom Dirigieren noch nicht wirklich Ahnung und das meiste vom Abschauen bei meinen Chefs und Kollegen gelernt“, erklärt Hann. Um sich in dieser Kunst auszubilden, absolvierte er unter anderem einen zweijährigen, privaten Masterkurs bei Peter Vierneisel, dem Gründer und Leiter der Deutschen Dirigenten-Akademie. Weiterbildung ist bei Hann noch heute Trumpf. Die Redensart „man lernt nie aus“, gehört zu seinem Credo.
 
2003 übernahm Hann das Amt als Ausbilder in den Fächern Trompete, Horn, Tenorhorn, Posaune und Tuba beim Musikverein Steinheim. 2005 wurde er zum Chefdirigenten ernannt und quittierte 2007 seinen Dienst bei der Bundeswehr. Unter Hanns erfolgreicher Führung wurde aus dem Musikverein ein „Großes Blasorchester, das beste Beurteilungen bei Wertungsspielen auf Landes- und Bundesebene nach Hause brachte“, hob der Steinheimer Vereinsvorsitzende hervor, der ihn bei seiner Verabschiedung zum Ehrendirigenten ernannte.
 
Um von seiner freiberuflichen Tätigkeit leben zu können, hatte der Dirigent zuletzt drei weitere Vereine betreut. Die fehlende Freizeit machte ihm zu schaffen: „Es gab kaum Ruhephasen, selten einen freien Abend und kein freies Wochenende.“ Nach der Kündigung machte Hann Nägel mit Köpfen, und zog im Mai nach Renchen-Ulm. Hier leben seine beiden Brüder, die ebenfalls Musik studierten. Bruder Alfred ist Dirigent des Musikvereins Ulm. Als Norbert Hann auf die Dirigentenstelle in Achern aufmerksam gemacht wurde, bewarb er sich. Das Dirigat empfindet er als eine „echte Herausforderung“. In Steinheim konnte er mit bis zu 55 Stammmusikern rechnen, von denen 40 bis 45 wöchentlich zur Probe kamen.
 
In Achern sei die Besetzung um einiges schwächer, auch bei der Nachwuchsförderung gebe es Handlungsbedarf. Hann weiß, dass „es auch in Zukunft nicht einfacher wird“, das Orchester zu verstärken. Er werde auf jeden Fall in der gemeinsamen Arbeit mit den Aktiven versuchen, „den Spaß an der Musik zu vermitteln und zu erreichen, dass die Musiker mit Freude in die Proben kommen“. Ein Allheilmittel habe er aber auch nicht. Das künftige Programm stehe noch in den Sternen. „Ich versuche die Musiker da abzuholen, wo sie stehen. Wir müssen uns erst aneinander gewöhnen. Dann werden wir sehen, was machbar ist“, erklärt Norbert Hann. Beim Repertoire käme ihm sein Werdegang bei der Bundeswehr zu Gute. Vom profanen preußischen Marsch bis zur hohen sinfonischen Blasmusik habe er dort alles gespielt.
 
 
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