Orchester bietet musikalisches Kino
Bericht des Acher- und Bühler Boten vom 30.09.2023. Autor: Wolfgang Winter
Die Stadtkapelle überzeugt bei Open-Air-Festival des Kulturforums Illenau mit Filmmusik
Achern. Das Open-Air-Festival des Kulturforums Illenau wurde mit einem Konzert der Stadtkapelle Achern fortgesetzt. Zum Glück spielte das Wetter mit, das an die sommerlichen Temperaturen des ersten Serenadenabend erinnerte, den die Stadtkapelle organisierte. Damals wurde der Innenhof in den romantisch flackernden Schein vieler Fackeln und Kerzen getaucht.
Aktuell sorgte das auf Knopfdruck seine Farben wechselnde Zeltdach des „Magic Sky“ beim Publikum eher für eine futuristische Stimmung. Das von Norbert Hann dirigierte Konzert begann mit der festlichen „Olympic Fanfare & Theme“. Ihre sanft ansteigende Dynamik bis zum dramatisch aufflammenden Schluss wurde von John Williams für die Eröffnungsfeier der Olympiade von 1984 in Los Angeles komponiert. Im Fokus des ersten Teils des Konzerts stand die Filmmusik. „Ich habe Malerei studiert, warum bin ich trotzdem Filmemacher geworden? Weil ich enttäuscht war, dass Bilder keinen Soundtrack haben“, betonte der berühmte Regisseur Peter Greenaway und unterstrich damit die enorme Bedeutung der Musik für das filmische Erzählen.
Das Orchester der Stadtkapelle zählt 35 Mitwirkende und entführte nach der Fanfare in den Wald des – heute auf ein Prozent seiner früheren Größe zusammengeschrumpften – Sherwood Forest. Hier spielen die Abenteuer des als „Prinz der Diebe“ titulierten Robin Hood, die von Michael Kamen musikalisch in Szene gesetzt wurden.
Stadtkapellen-Schriftführerin und Querflötistin Maria Klemm scheute keine Kosten, um die stimmungsvollen Bilder der von Moderator Frank Stemmle vorgestellten Filme auf der Bühnenleinwand sichtbar zu machen. Die warm-weichen Töne von John Barrys „Out Of Africa“ und die Aufnahmen eines Sonnenuntergangs über der afrikanischen Steppe wurden zufällig von einem Extrakonzert von Vogelstimmen unterstützt, die an ihrem gewohnten abendlichen Zwitscherkonzert im Serenadenhof festhielten.
John WIlliams mitreißende Komposition für „Hook“ klang phasenweise aufregend und gefährlich, während die jazzigen Modulationen von Florian Schuchters virtuos kreuz und quer tänzelndes Altsaxofonsolo das rasante Versteckspiel von „Catch Me If You Can“ akustisch verdeutlichte. Dazu passte anschließend Michael Giacchinos spritzige „Music From The Incredibles“ im Stil der Filmmusik aus den Spionagethrillern der 60er Jahre.
Im zweiten Teil des Konzerts standen die unsterblichen Melodien bekannter Musicals von der „West Side Story“ bis „Porgy und Besse“ auf dem Programm. Zuerst wurde jedoch in Alfred Reeds „The Hounds Of Spring“ dem Frühling und die Unschuld der ersten Liebe gehuldigt. Die Konzertouvertüre für Blasorchester wurde von einem Gedicht Charles Swinburnes inspiriert, wobei die überschwängliche jugendliche Fröhlichkeit der Liebenden musikalisch bestens zum Ausdruck kommt. Mit ihrem kräftig beklaschten Gesangssolo „Don’t Cry For Me Argentina“ bewies Klemm ihr bravouröses Gesangstalent. Die Musik zu „Superman“ des mehrfachen Oscar- und Grammy-Gewinners Williams stand am Ende des mit viel Beifall bedachten Konzerts.