Die Stadtkapelle Achern startet mit fulminanter Jahres-Gala in die Adventszeit
Mit Musik aus großen Musicals, dem Genre Jazz, lebendiger Filmmusik und als Zugabe dem nochmals fetzigen „Florentiner-Marsch“ brachte die Jahres-Gala der Stadtkapelle Achern viel Freude in den Advent hinein.
Vorsitzender Florian Schuchter hieß Bürgermeister Dietmar Stiefel, Alt-OB Reinhart Köstlin und Ehrendirigent Rudolf Heidler willkommen, kündigte einen Abend mit Rasanz und Vielfalt an. „Wir lassen Sie nicht nur in die Tiefen in die Wunderwelt des „Blue Hole“ in Mittelamerika tauchen. Wir nehmen Sie auch in schmelzende Gletscher und die Klimakatastrophe mit und bringen Sie an die Westküste Amerikas und gegen Ende mitten in die Seele Argentiniens“, versprach Tobias Siegwarth, der in der Mensa des Gymnasiums seine Premiere als Ansager geben durfte.
Die Kapelle startete mit der Ouvertüre zur Beethoven-Oper „Egmont“, erinnerte mit starkem Sound an die traurige Geschichte zwischen dem Grafen Egmont und seiner Geliebten „Klärchen“, deren freiwilligem Tod durch Gift die Verurteilung des Geliebten wegen Hochverrat folgt. Die von Norbert Hann geleitete Kapelle vermittelte vom ersten Tutti-Einsatz an, in lyrischen wie in den fulminanten Passagen, die Spannung des Werks und ließ an den Emotionen der Oper und der von Goethe gegebenen Ursprungsgeschichte teilhaben.
Mit dem Konzertstück „Schmelzende Riesen“ des österreichischen Komponisten Thomas Asanger führte die Kapelle in die Dramatik der Klimakatastrophe, rührte aber auch mit der Schönheit der mit den Gletschern verbundenen Gebirgslandschaften an. Vom elegisch gehaltvollen Klagelied bis zum rhythmisch interessanten und Hoffnung gebenden Abschluss entwickelte die Stadtkapelle einen faszinierenden Weg. Auch Schlittenhunde gehörten zu den Weggefährten, von der Abteilung Rhythmus bis zum tiefen Blech zeigte die Kapelle sich sehr gut vorbereitet. Abtauchen und die unterirdischen Landschaften zu genießen, war mitten im „Blue Hole“ vom selben Komponisten angesagt und durch die Kapelle feinst ausgeführt. Der bezaubernden Vielfalt von Korallen und bunten Fischen war nahezu handgreiflich nachzuspüren, die Anziehungskraft der bizarren, schönen und zugleich gefahrvollen Landschaft mitreißend gespielt.
Susanne Fink, Kantorin der evangelischen Kirchengemeinde, feiert in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum als Kirchenmusikerin. Das bereits im Sommer mit der Stadtkapelle gespielte „Westcoast-Concerto“ von Kees Vlak bringt vom Blues über den Swing bis zu weiteren Varianten des Jazz viele Möglichkeiten. Die Konzertpianistin lieferte ein packendes und jederzeit strahlendes Feuerwerk. Ob fetzig perlende Klaviersoli, meditative Passagen (Flöte: Melanie Neumann), das Feuer „brannte“ auf der Bühne und fand besten Übergang in die Hörerschaft, ließ das Publikum Musik erleben, die tiefe Freude vermittelt.
Nahezu wohltuend zur Pause hin, folgte eine feinsinnige und vor allem rhythmisch fordernde Serenade. Der englische Komponist Derek Bourgeois hatte das Stück ursprünglich als Orgelstück für seine Hochzeit verfasst. Die gewünschte Schwerelosigkeit wurde bestens realisiert, vorzugsweise die Holzbläser waren dazu gefragt. Dem grandiosen Endpunkt der kleinen Abendmusik folgte der Weg in die Verpflegungsbereiche. Gerne genutzt wurden neben dem lockeren Miteinander bei Getränk und Häppchen auch die Möglichkeiten, die durch Petra März stilvoll angelegten Adventsinseln in Augenschein zu nehmen.
Schönste Orte der Welt, Träumereien und starke Geschichten kündigte der Moderator auch für die zweite Hälfte an. Die Kapverdischen Inseln (Cabo Verde, Markus Götz), deren Lebensfreude und die Traurigkeit der Sklaverei, wundervolle Naturbilder wie vielfache Kriegsrealität spiegelte die Kapelle zusammen mit Akkordeonist David Blasen. Als Wellen und Wind legte die Kapelle am Ende einen „leichten Teppich“ über dramatische Inhalte. Celine Schwenk (Saxofon) durfte hier zurecht Sonderbeifall entgegennehmen. Führte die von Norbert Hann wiederum ausgezeichnet geleitete Kapelle noch in den abenteuerreichen „Sherwood Forest“ Robin Hoods (Komponist Michael Kamen), so folgte mit Maria Klemm als Gesangssolistin mit berührendem Pathos, toller Mischung aus Leichtigkeit und Ernst und sehr viel Emotion in „Don’t Cry For Me Argentina“ (Andrew Lloyd-Webber, Tim Rice) ein Höhepunkt, der bei allen anderen Höhepunkten schon alleine den Besuch des Konzerts verdient gehabt hätte.